Zweiphasenausbildung für Neulenkende
Seit 2005 gilt für Neulenkerinnen und Neulenker nach der Fahrprüfung eine dreijährige Probezeit. Pro Jahr verlieren durchschnittlich mehr als 1500 Personen den Führerausweis auf Probe und bei rund 6900 weiteren Neulenkenden pro Jahr wird die Probezeit verlängert. Mit einem neuen Tutorial-Video unterstützen die bfu und die Vereinigung der Strassenverkehrsämter (asa) alle Neulenkenden auf dem Weg zum definitiven Führerausweis.
Den Führerausweis fürs Auto oder fürs Motorrad gibt es seit 2005 zuerst nur provisorisch. Neulenkerinnen und Neulenker müssen eine Probezeit von drei Jahren überstehen. Bei einem ersten Verstoss gegen die Verkehrsregeln, der zum vorüber-gehenden Entzug des Führerausweises auf Probe führt, wird die Probezeit um ein Jahr verlängert. Bei rund 6900 Neulenkenden pro Jahr ist dies der Fall. Beim zweiten Verstoss während der Probezeit wird der Ausweis annulliert. Jedes Jahr müssen so durchschnittlich 1500 Neulenkende ihre Fahrausbildung von Grund auf neu beginnen – vorausgesetzt sind ein Jahr Wartezeit sowie ein verkehrspsychologisches Gutachten.
Die Zweiphasenausbildung und der Führerschein auf Probe wurden im Dezember 2005 mit dem Ziel eingeführt, die hohe Zahl der Neulenker-Unfälle zu senken. Aufgrund der mangelnden Fahrerfahrung und einer altersbedingt höheren Risikobereitschaft ist das Unfallrisiko bei den 18- bis 24-Jährigen besonders hoch. Obwohl die eingeführten Massnahmen Früchte tragen (siehe ganz unten), ist das Risiko einer schweren oder tödlichen Verkehrsunfallverletzung in dieser Altersgruppe noch immer doppelt bis viermal so hoch wie bei den 25- bis 64-Jährigen.
Um dies in den Griff zu bekommen, hat die bfu in Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Strassenverkehrsämter (asa) ein Tutorial-Video mit acht Fahrtipps veröffentlicht. Die Tipps helfen jungen Fahrerinnen und Fahrern, ihre Probe-zeit zu bestehen und den Fahrausweis zu behalten:
- Den WAB-Kurs möglichst früh besuchen: In diesem Kurs erlernen Neulenkende Fahrtechniken, die ihnen das Leben retten können.
- Der Weg ist das Ziel: 40 % der Ausweisentzüge wer-den wegen überhöhter Geschwindigkeit verhängt. Wer seine Fahrt entspannt geniesst und auf ein angepasstes Tempo achtet, muss später auch keine zwecklosen Ausreden erfinden («habe das Schild mit dem Tempo-limit nicht gesehen»).
- Mit wachem Blick voraus: Sich am Steuer ablenken zu lassen, kann tödlich sein. Ein Viertel aller schweren Verkehrsunfälle ist auf Unachtsamkeit oder Ablenkung beim Fahren zurückzuführen.
- Mehr Abstand: Ob im Auto oder auf dem Töff: Genügend Abstand macht das Fahrzeug für andere besser sichtbar und gibt der Fahrerin oder dem Fahrer Zeit, auf Unvorhergesehenes zu reagieren.
- Mitdenken für andere: Wer beim Fahren stets damit rechnet, dass sich andere nicht immer korrekt verhalten, kann kritische Situationen vermeiden.
- Chillen statt killen: Aggressives Fahren und Selbstüberschätzung erhöhen die Unfallgefahr erheblich.
- Null Alkohol, null Drogen: Alkohol und Drogen sind die Ursache für viele tödliche Verkehrsunfälle. Während der Probezeit gilt am Steuer die Alkohol-Nulltoleranz. Unter Drogeneinfluss darf man ohnehin niemals fahren, weder während der Probezeit noch später.
- Keinen Mist bauen: Wer am Steuer Unsinn anstellt, riskiert, seinen Führerausweis zu verlieren. Wer sich hin-gegen an die sieben voran-gehenden Tipps hält, übersteht die Probezeit sicher.
Im Jahr 2012 evaluierte die bfu im Auftrag des Bundesamts für Strassen (ASTRA) die Wirksamkeit der Zweiphasenausbildung. Der Schlussbericht zeigte damals, dass der Rückgang der Verkehrsunfälle mit schwer oder tödlich verletzten Menschen, die durch junge Neulenkende verursacht wurden, wesentlich stärker ausfiel als der durchschnittliche Rückgang in allen Alterskategorien: um mehr als 10 %. Die Auswertung bestätigte auch die positiven Auswirkungen der Sanktionsmöglichkeiten: Neulenkerinnen und Neulenker lassen sich durch die angedrohte Annullierung des Führerausweises auf Probe positiv beeinflussen.
pd / bfu