Die Landschaft um den Vierwaldstättersee ist einmalig – immer wieder neu ein Naturerlebnis der besonderen Art. Das generalüberholte Dampfschiff «Luzern» ist dieses Jahr wieder in der Bilderbuchlandschaft unterwegs – eine nostalgische Fahrt auf dem Wasser tut Geist und Seele gut.
Die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees SGV hat eine beachtliche Flotte. Wie setzt sie sich zusammen?
Werner Lüönd: Vom nostalgischen Dampfschiff mit Jugendstil-Salon bis zur topmodernen Yacht mit Cabrio-Dach: Unsere Flotte bietet mit ihren fünf Dampfschiffen und den 14 Motorschiffen für jeden Geschmack das passende Schiff. Hervorzuheben sind sicherlich das kürzlich generalrevidiert Dampfschiff Stadt Luzern und das grosse Motorschiff «Diamant» mit seinen fünf Decks und der eindrücklichen Ausstattung.
Eine Fahrt auf dem Vierwaldstättersee ist sowohl für einheimische als auch für ausländische Gäste immer wieder ein Erlebnis. Was macht der Reiz dieser wunderschönen Landschaft in der Zentralschweiz aus?
Die Naturvielfalt des Vierwaldstättersees ist einmalig. Vom mediterran anfühlenden Klima auf dem Weg von Luzern nach Weggis bis hin zur dramatischen Fjordlandschaft im Urnersee hat man immer wieder das Gefühl, bloss auf einem kleinen verträumten See unterwegs zu sein, bis das Schiff um eine Landzunge herumfährt und sich ein weiteres Seebecken präsentiert. Die faszinierende Bergwelt ist mit dem Schiff super zu erreichen und man kann einen Ausflug ideal mit einer Wanderung auf der Rigi, dem Pilatus, der Klewenalp, auf dem Seelisberg oder dem Bürgenstock bereichern.
Seit dem 1. Mai ist das Dampfschiff Luzern nach zweieinhalbjähriger Generalrevision wieder auf dem Vierwaldstättersee unterwegs. Was ist charakteristisch für die «alte Dame»?
Mit einem Fassungsvermögen von 1’200 Personen ist das Dampfschiff Stadt Luzern das Flaggschiff unserer Flotte. Nebst dem Dampfschiff Unterwalden ist die «Stadt Luzern» das zweite Schiff, welches seit der Generalrevision unter Denkmalschutz steht. Zahlreiche Personen haben die 90-jährige Geschichte des Dampfschiffes geprägt. Eckpfeiler dabei waren der Besuch von Queen Elizabeth II und Prinz Philipp am 2. Mai 1980 oder die legendäre Fahrt am 25. April 1940 von General Henri Guisan im 2. Weltkrieg zum Rütli-Rapport.
Welche Auswirkungen hat die Pandemie momentan noch auf die Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee?
Glücklicherweise konnten wir am 31. Mai 2021 die Bordgastronomie auf den Schiffen wieder in Betrieb nehmen. Aufgrund der eingeschränkten Reisetätigkeit fehlen uns im Moment die internationalen Gäste. Diese wichtige Gästegruppe macht doch rund 30 Prozent aller Gäste aus.
Was sind die grössten Herausforderungen für den Käpten und seine Crew bezüglich der Handhabung des Dampfschiffes Luzern?
Die Zusammenarbeit zwischen dem Kapitän und dem Maschinisten ist sehr wichtig. Der Kapitän kann nicht selbst in die Funktionalität der Dampfmaschine eingreifen. Die Dampfmaschine wird mittels Befehlsübermittlung vom Kapitän an den Maschinisten gesteuert. Damit wird beispielweise die Geschwindigkeit geregelt oder ein Bremsmanöver eingeleitet.
Wie gut hat die SGV-Flotte, insbesondere die «Stadt Luzern» in die aktuelle Saison gestartet?
Das Dampfschiff Stadt Luzern konnte am 1. Mai 2021 planmässig in Betrieb genommen werden. Die Rückmeldungen der Gäste sind sehr positiv. Aufgrund der Einschränkungen der Corona-Pandemie mussten wir auf Feierlichkeiten verzichten. Wir werden das aber am 11. September 2021 mit einer «Willkommens-Parade» mit vier Dampfschiffen und MS Diamant nachholen.
Was sind dieses Jahr die Höhepunkte auf dem Vierwaldstättersee?
Die Wiederinbetriebnahme des Dampfschiff Stadt Luzern nach der zweieinhalbjährigen Generalrevision ist ein Highlight in diesem Jahr. Das Schiff ist wieder fast täglich im fahrplanmässigen Einsatz. Falls man das Schiff im gediegenen Ambiente erleben möchte, bieten sich die Fahrten «Wine & Dine mit Dampf» oder «Jazz & Dine» mit Dampf an. Zusätzlich konnten wir speziell für unsere Schweizer Gäste ein neues Angebot lancieren: den Vierwaldstättersee-Pass. Bereits ab 299 Franken kann man ein Jahr lang Schiff fahren auf dem Vierwaldstättersee.
Interview: Corinne Remund
FAKTEN ZUR «STADT LUZERN»
Mit vielen Geschichten an Bord
Rund 8000 Arbeitsstunden sind in die Generalsanierung des Dampfschiffes Luzern geflossen. Diese hat laut Auskunft der Schifffahrtsgesellschaft 13,2 Millionen Franken gekostet. Der Verein Dampferfreunde Vierwaldstättersee spendete vier Millionen Franken, von der kantonalen Denkmalpflege kam ein weiterer Beitrag von einer Million Franken dazu. Die «Stadt Luzern» wurde 1928 von den Gebrüdern Sachsenberg in Rosslau an der Elbe (Sachsen-Anhalt) erbaut. Sie ist das letzte für einen Schweizer See gebaute Dampfschiff. Das Schiff ist ein Salon-Raddampfer für zwei Klassen mit grossem Salonaufbau auf dem Oberdeck. Einzigartig in der Schweiz ist die Bauart, die einen maritimen Touché vermittelt. Das eindrückliche Erscheinungsbild des Raddampfers findet in den grosszügigen im Art-Déco-Stil gestalteten Salons seine Fortsetzung; er ist vergleichbar mit jenem der Ozeandampfer der späten 20er-Jahre.
